Freitag, 6. August 2010
3 Mal Kino
mysterox, 11:55h
Okay, wenn das Kind anderswo weilt, heißt es: carpe diem, carpe noctem, carpe totem oder was auch immer agerade genutzt werden kann. Also ab ins Kino!
Renn wenn du kannst: Schöne Geschichte mit erstklassigen Dialogen, überraschenden Wendungen, tollen Schauspielern und, ja, einer ordentlichen Portion Mut. Nicht überragend, aber gut. - Note 2
Micmacs: Haarsträubende Geschichte mit, äh, wenig innerer Kohärenz (schon gar nicht Logik), aber sensationellen Bildern und einer hingebungsvollen Liebe zum Detail. Mal wieder eine Liebeserklärung ans bewegte Bild, an die Kinomagie, wie man es von Jean-Pierre Jeunet gewohnt ist, auch wenn manche Nuance, manche Szene als Manifest für Phantasie & Poesie, etwas zu dick aufgetragen wird. Note 2-
Inception: Müsste eigentlich Deception heißen: eine einzige Enttäuschung. Snowpro könnte der Film vielleicht gefallen. Einerseits ein typischer Blockbuster, der andererseits den gemeinen Mainstream-Hollywood-Kinogänger möglicherweise etwas mehr fordert aufgrund seiner vielen Ebenen und den souveränen Sprüngen hin und her, der allerdings nur einen Klecks Arthouse-Sahne obendrauf sprüht und im Grunde genommen doch nur den üblichen Geldverbrennungswahn und Actionsabber des Filmgeschäfts bietet. Unverständlich-sinnlose Ortswechsel wie bei James Bond & Co. inklusive... (Okay, das ist die Traumwelt, könnte man wohlmeinend entgegnen.)
Das Timing und der Ablauf sind zwar fast perfekt, jedoch insgesamt zu sehr in die Länge gezogen. Ein langer Hollywood-Kaugummi, der seinen Geschmack zu schnell verliert oder, andersherum, seinen faden Beigeschmack einfach nicht loswird.
Dazu ein hämmernder, überdramatischer Soundtrack, der einen im Kinosessel geradezu körperlich bedrängt und irgendwann nur noch auf die Eier geht. Zweieinhalb Stunden Verfolgungsjagden (nix Neues) und Geballer, Explosionen und buff! links, buff! rechts und viiiel Pyromanisches.
Zwei Worte formieren sich automatisch in meinem Hirn: pompöser Scheiß. Dazu ein paar richtig schwache, ja seichte Dialoge - zum Beispiel in den nervigen Szenen zwischen Dom Cobb (Leonardo di Cabriolet) und Moll (Marion Cotillard). Am Ende wird richtiges Gesülze draus. Immerhin lässt sich das Dickicht Realität-Traum (und auf der nächsten Ebene. Traum-im-Traum usw.), wie es diesem Duo nun mal zu eigen ist - intelligent ent- bzw. weiter verwirren, wenn man Lust darauf hat. Note: 3
Renn wenn du kannst: Schöne Geschichte mit erstklassigen Dialogen, überraschenden Wendungen, tollen Schauspielern und, ja, einer ordentlichen Portion Mut. Nicht überragend, aber gut. - Note 2
Micmacs: Haarsträubende Geschichte mit, äh, wenig innerer Kohärenz (schon gar nicht Logik), aber sensationellen Bildern und einer hingebungsvollen Liebe zum Detail. Mal wieder eine Liebeserklärung ans bewegte Bild, an die Kinomagie, wie man es von Jean-Pierre Jeunet gewohnt ist, auch wenn manche Nuance, manche Szene als Manifest für Phantasie & Poesie, etwas zu dick aufgetragen wird. Note 2-
Inception: Müsste eigentlich Deception heißen: eine einzige Enttäuschung. Snowpro könnte der Film vielleicht gefallen. Einerseits ein typischer Blockbuster, der andererseits den gemeinen Mainstream-Hollywood-Kinogänger möglicherweise etwas mehr fordert aufgrund seiner vielen Ebenen und den souveränen Sprüngen hin und her, der allerdings nur einen Klecks Arthouse-Sahne obendrauf sprüht und im Grunde genommen doch nur den üblichen Geldverbrennungswahn und Actionsabber des Filmgeschäfts bietet. Unverständlich-sinnlose Ortswechsel wie bei James Bond & Co. inklusive... (Okay, das ist die Traumwelt, könnte man wohlmeinend entgegnen.)
Das Timing und der Ablauf sind zwar fast perfekt, jedoch insgesamt zu sehr in die Länge gezogen. Ein langer Hollywood-Kaugummi, der seinen Geschmack zu schnell verliert oder, andersherum, seinen faden Beigeschmack einfach nicht loswird.
Dazu ein hämmernder, überdramatischer Soundtrack, der einen im Kinosessel geradezu körperlich bedrängt und irgendwann nur noch auf die Eier geht. Zweieinhalb Stunden Verfolgungsjagden (nix Neues) und Geballer, Explosionen und buff! links, buff! rechts und viiiel Pyromanisches.
Zwei Worte formieren sich automatisch in meinem Hirn: pompöser Scheiß. Dazu ein paar richtig schwache, ja seichte Dialoge - zum Beispiel in den nervigen Szenen zwischen Dom Cobb (Leonardo di Cabriolet) und Moll (Marion Cotillard). Am Ende wird richtiges Gesülze draus. Immerhin lässt sich das Dickicht Realität-Traum (und auf der nächsten Ebene. Traum-im-Traum usw.), wie es diesem Duo nun mal zu eigen ist - intelligent ent- bzw. weiter verwirren, wenn man Lust darauf hat. Note: 3
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Dienstag, 22. September 2009
Madame Mutlos - Grüner Spott für Angie
mysterox, 12:13h
Zwei Spots für Spotter und Spötter... Angie als Zosse der Bosse, als Zauberin des Zauderns...
Der obige Spot lief vor Inglorious Basterds - hat das was zu bedeuten?
Der obige Spot lief vor Inglorious Basterds - hat das was zu bedeuten?
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Mittwoch, 9. September 2009
Am meisten vögeln die Kameraassistenten!
mysterox, 13:59h
Nachdem Whiskey mit Wodka über die Leinwand geflimmert ist, wird Regisseur Andreas Dresen gefragt, ob es denn wirklich so zugehe, wie in seinem Film-übers-Filmemachen beschrieben. Seine Antwort:
Am meisten vögeln immer die Kameraassistenten! Das ist tatsächlich so gewesen!
Im rundum gelungenen Film wird dieser Ausspruch Mastroianni zugeschrieben.
Dresen, gänzlich unprätentiös, bescheiden und hellwach, entpuppt sich als guter Erzähler, der den ausverkauften Saal auch mit nicht-filmischen Mitteln bestens unterhält. Er erklärt, was es mit der Schnapsklappe auf sich hat und schüttelt den Kopf über das Wohnwagen-Messen unter mittelmäßigen TV-Schauspielern.
Am meisten vögeln immer die Kameraassistenten! Das ist tatsächlich so gewesen!
Im rundum gelungenen Film wird dieser Ausspruch Mastroianni zugeschrieben.
Dresen, gänzlich unprätentiös, bescheiden und hellwach, entpuppt sich als guter Erzähler, der den ausverkauften Saal auch mit nicht-filmischen Mitteln bestens unterhält. Er erklärt, was es mit der Schnapsklappe auf sich hat und schüttelt den Kopf über das Wohnwagen-Messen unter mittelmäßigen TV-Schauspielern.
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Sonntag, 17. Mai 2009
Das Wort zum Sonntag - Cineastische Weisheit
mysterox, 19:24h
Lache und die ganze Welt lacht mit dir. Weine und du weinst allein.
(Old Boy)
(Old Boy)
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Montag, 31. März 2008
Pippi weiß Rat
mysterox, 11:55h
Der erste Kinobesuch für das Kind! Leuchtende Augen, die Vorfreude sprang der Kleinen fast schon aus dem Gesicht! Pippi außer Rand und Band stand an. Auf dem eigenen Kinosessel konnte die Kleine allerdings nichts sehen, also musste der Schoß der Eltern als Sitzerhöhung herhalten.
Nach dem Traumwetter gestern heute die Ernüchterung - Nieselregen grau in grau. Wie meinten Thomas und Annika im Film, als es tierisch schifft und heftig gewittert? "Ein furchtbares Wetter!" Darauf Pippi:" Immer noch besser als gar kein Wetter!"
Nach dem Traumwetter gestern heute die Ernüchterung - Nieselregen grau in grau. Wie meinten Thomas und Annika im Film, als es tierisch schifft und heftig gewittert? "Ein furchtbares Wetter!" Darauf Pippi:" Immer noch besser als gar kein Wetter!"
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Dienstag, 15. Januar 2008
Premiere von "Hope": Weg von der 08/15-Moral
mysterox, 12:23h
Ein junger „Hosenscheißer“ (so nennt ihn der genervte Kriminelle) filmt einen Dieb beim Stehlen eines Gemäldes. Er geht nicht zur Polizei. Er will kein Geld. Er will nur das Bild zurück. Naiv? Nicht, wenn es man so gekonnt macht wie Regisseur Stanislaw Mucha in seinem Film Hope, der gestern im Kandelhof seine Premiere feierte.
Frantisek, Anfang 20, liegt mit der Videokamera auf der Lauer, als ein Kunstdieb in einer Kirche zuschlägt. Nun könnte er schön zur Polizei gehen. Oder den Kunstdieb wenigstens erpressen, klassischer Krimistoff. Doch Frantisek geht in die Höhle des Löwen und verlangt von dem Dieb, einem renommierten Kunsthistoriker, nur eines: dass das Altarbild an seinen angestammten Platz zurückkommt.
Was naiv klingt, bedeutet: weg von der 08/15-Moral. Das Ganze entwickelt sich zum ungleichen Duell David-gegen-Goliath, wobei der kleine Lockenschopf dem angesehenen, arrivierten Alten sein Katz-und-Maus-Spiel aufzwingt. Auch ein Sprengstoffanschlag auf seinen geliebten giftgrünen Peugeot kann Frantisek nicht einschüchtern. Im Gegenteil, in aller Seelenruhe fordert er von dem kriminellen Kunsthändler das gleiche Auto zurück: gleiches Modell, gleiches Baujahr, gleiche Farbe, gleicher Kilometerstand. Und das bekommt er auch: Kennzeichen HO-PE 123. Ein feiner Seitenhieb des Regisseurs auf die Hofer Filmtage, wo jeder Zweite mit einem derartigen Nummernschild vorfährt.
Frantisek (Rafal Fudalej) ist rätselhaft und sympathisch zugleich, er strahlt eine ungeheure innerliche Ruhe aus. Zu dieser Hauptfigur gesellen sich sein Knast-Bruder, ein gebrochener Vater, eine junge Frau – pikanterweise die Tochter des Kunsthändlers –, die hoffnungslos in Frantisek verliebt ist, ein erfahrener Inspektor, der bei Frantisek auf Granit beißt, ein sehr weltlicher Priester, ein Kunsthehler, der zum Killer wird, undundund…
Ruhig und souverän entfaltet Stanislaw Mucha seine Geschichte. Der in Deutschland lebende und arbeitende Pole misstraut endlosen Dialogen und setzt lieber auf Farbsymbolik, feinfühlig komponierte Bilder und viele überraschende, aber nie beliebige Wendungen. Der Film fesselt einen auf eigenartige Weise.
Mucha arbeitet gekonnt und ganz bewusst mit Leerstellen, hier und da aufgenommenen und wieder fallen gelassenen Handlungsfäden – und weigert sich konsequent, als Dauer- und Cheferklärer seines eigenen Films aufzutreten. Als ihn ein Zuschauer fragt, „Was ist die Message?“, lässt der Filmemacher ihn schmunzelnd ins Leer laufen: „Wenn ein Film eine Message hat, dann sollte die Message so tief begraben sein, wie es nur geht.“
Redseliger ist der 37-Jährige, wenn es um die Produktionsbedingungen geht. Sein erster Spielfilm sei ihm viel leichter gefallen als seine beiden (schrägen und preisgekrönten) Dokumentarfilme „Absolut Warhola“ und „Die Mitte“, weil man da mit weniger Alkoholikern zu tun habe. meint Mucha.
Dafür hat er bei einigen kleinen Rollen Mühe gehabt, die passenden Schauspieler zu finden – was dazu führte, dass der polnische Produzent den Priester spielt, seine Tochter mit von der Partie ist und sogar Mucha selbst in die Rolle des Killers schlüpfen musste. „Boris Becker sollte den Killer spielen“, meint der Filmer allen Ernstes, „hat aber leider nicht geklappt.“ Und den lange feststehenden Hauptdarsteller musste er kurz vor Drehbeginn wieder fallen lassen, da dieser nach akutem Liebeskummer zum Bodybuilder mutiert ist und aussah „wie ein Dreieck“, so der sympathisch-verschrobene Pole.
Eine skurrile Geschichte von ungewollten Product Placement: Erst beim Schneiden ist dem Regisseur aufgefallen, dass in einer Szene von über hundert vorbeifahrenden Autos fast jedes vierte aus der DHL-Flotte stammt. „Die müssen auf denselben Frequenzen gefunkt haben wie wir“, mutmaßt er. 39 Schnitte und aufwändige Nachbearbeitung waren nötig, um diese Werbevehikel wieder herauszuschneiden.
Den Schlusspunkt setzt Mucha selber: „Machen wir Schluss, oder?“ Nur eines will er dem Publikum noch mit auf den Weg geben: „Empfehlen Sie den Film weiter – die ersten Tage nach Filmstart sind entscheidend!“ Am Donnerstag, den 17. Januar ist Bundesstart.
Frantisek, Anfang 20, liegt mit der Videokamera auf der Lauer, als ein Kunstdieb in einer Kirche zuschlägt. Nun könnte er schön zur Polizei gehen. Oder den Kunstdieb wenigstens erpressen, klassischer Krimistoff. Doch Frantisek geht in die Höhle des Löwen und verlangt von dem Dieb, einem renommierten Kunsthistoriker, nur eines: dass das Altarbild an seinen angestammten Platz zurückkommt.
Was naiv klingt, bedeutet: weg von der 08/15-Moral. Das Ganze entwickelt sich zum ungleichen Duell David-gegen-Goliath, wobei der kleine Lockenschopf dem angesehenen, arrivierten Alten sein Katz-und-Maus-Spiel aufzwingt. Auch ein Sprengstoffanschlag auf seinen geliebten giftgrünen Peugeot kann Frantisek nicht einschüchtern. Im Gegenteil, in aller Seelenruhe fordert er von dem kriminellen Kunsthändler das gleiche Auto zurück: gleiches Modell, gleiches Baujahr, gleiche Farbe, gleicher Kilometerstand. Und das bekommt er auch: Kennzeichen HO-PE 123. Ein feiner Seitenhieb des Regisseurs auf die Hofer Filmtage, wo jeder Zweite mit einem derartigen Nummernschild vorfährt.
Frantisek (Rafal Fudalej) ist rätselhaft und sympathisch zugleich, er strahlt eine ungeheure innerliche Ruhe aus. Zu dieser Hauptfigur gesellen sich sein Knast-Bruder, ein gebrochener Vater, eine junge Frau – pikanterweise die Tochter des Kunsthändlers –, die hoffnungslos in Frantisek verliebt ist, ein erfahrener Inspektor, der bei Frantisek auf Granit beißt, ein sehr weltlicher Priester, ein Kunsthehler, der zum Killer wird, undundund…
Ruhig und souverän entfaltet Stanislaw Mucha seine Geschichte. Der in Deutschland lebende und arbeitende Pole misstraut endlosen Dialogen und setzt lieber auf Farbsymbolik, feinfühlig komponierte Bilder und viele überraschende, aber nie beliebige Wendungen. Der Film fesselt einen auf eigenartige Weise.
Mucha arbeitet gekonnt und ganz bewusst mit Leerstellen, hier und da aufgenommenen und wieder fallen gelassenen Handlungsfäden – und weigert sich konsequent, als Dauer- und Cheferklärer seines eigenen Films aufzutreten. Als ihn ein Zuschauer fragt, „Was ist die Message?“, lässt der Filmemacher ihn schmunzelnd ins Leer laufen: „Wenn ein Film eine Message hat, dann sollte die Message so tief begraben sein, wie es nur geht.“
Redseliger ist der 37-Jährige, wenn es um die Produktionsbedingungen geht. Sein erster Spielfilm sei ihm viel leichter gefallen als seine beiden (schrägen und preisgekrönten) Dokumentarfilme „Absolut Warhola“ und „Die Mitte“, weil man da mit weniger Alkoholikern zu tun habe. meint Mucha.
Dafür hat er bei einigen kleinen Rollen Mühe gehabt, die passenden Schauspieler zu finden – was dazu führte, dass der polnische Produzent den Priester spielt, seine Tochter mit von der Partie ist und sogar Mucha selbst in die Rolle des Killers schlüpfen musste. „Boris Becker sollte den Killer spielen“, meint der Filmer allen Ernstes, „hat aber leider nicht geklappt.“ Und den lange feststehenden Hauptdarsteller musste er kurz vor Drehbeginn wieder fallen lassen, da dieser nach akutem Liebeskummer zum Bodybuilder mutiert ist und aussah „wie ein Dreieck“, so der sympathisch-verschrobene Pole.
Eine skurrile Geschichte von ungewollten Product Placement: Erst beim Schneiden ist dem Regisseur aufgefallen, dass in einer Szene von über hundert vorbeifahrenden Autos fast jedes vierte aus der DHL-Flotte stammt. „Die müssen auf denselben Frequenzen gefunkt haben wie wir“, mutmaßt er. 39 Schnitte und aufwändige Nachbearbeitung waren nötig, um diese Werbevehikel wieder herauszuschneiden.
Den Schlusspunkt setzt Mucha selber: „Machen wir Schluss, oder?“ Nur eines will er dem Publikum noch mit auf den Weg geben: „Empfehlen Sie den Film weiter – die ersten Tage nach Filmstart sind entscheidend!“ Am Donnerstag, den 17. Januar ist Bundesstart.
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Donnerstag, 3. Januar 2008
Sakuran - Wilde Kirschblüte
mysterox, 12:11h
"Neues aus Nippon" beschert das hiesige Programmkino (un)regelmäßig. Diesmal auf dem Kinoprogramm:
Sakuran - Wilde Kirschblüte
| Regie: Mika Ninagawa | Buch: Yuki Tanada | mit Anna Tsuchiya, Masanobu Ando, Kippei Shiina, Hiroki Narimiya | Japan 2006 | OmU | 111 Min. |
Die Geschichte einer widerspenstigen Hure im Japan des 18. Jahrhundert: vom verkauften Kind zur ranghöchsten Kurtisane.
Ein poppiges, schrill & bunt in Szene gesetztes Märchen aus der Edo-Zeit. Sometimes mit reichlich Kitschup (Kitsch-Ketchup) überzogen, zum Beispiel wenn der Vollmond süßlich über den Verliebten leuchtet oder die Kirschbäume endlich blühen (ein unglaublicher Kult in Japan, Anm.d.Red.) - aber sehr passend. Dafür werden auch die grausamen Elemente, die ein Märchen ausmachen, nicht unter den (Blüten-)Teppich gekehrt, sondern knallbunt in Szene gesetzt.
--
Als ich zuletzt dem Asienkino an selbiger Stelle frönte, machten meine Begleitung und ich 40 Prozent der Zuschauer aus. Diesmal war der Saal restlos ausverkauft, so dass eiligst noch ein Dutzend Klappstühle herbeigeschafft werden musste. Versteh einer die Kinobesucher ;-)
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Samstag, 15. Dezember 2007
„Nichts als Gespenster“: Die Schönheit von Traurigkeit
mysterox, 21:21h
Man nehme einen Bestseller als Vorlage, schnappe sich die Crème de la Crème der deutschen (Jung-)Schauspieler, drehe in fünf Ecken der Welt – und heraus kommt…? Was eigentlich? Ein lakonisches, handwerklich brillantes Roadmovie. Ask mysterox ;-)
USA, Deutschland, Italien, Island und Jamaika. Das sind die Schauplätze für fünf parallel erzählte Geschichten, die unterschiedliche Figuren auf Reisen zeigen. Auf der Suche. Ein junges Paar durchquert die Vereinigten Staaten. Zwei Beziehungsgefrustete, Irene und Jonas, besuchen Freunde in Island. Zwei Freundinnen relaxen auf Jamaika. Eine Frau bändelt mit dem Lover ihrer Freundin an. Eine Frau läuft sich die Hacken wund in Venedig.
Alle diese Storys bebildern die Normalität und das Nomadentum der Um-die-30-Jährigen. So liefert der Film ein interessantes Generationenporträt der Thirty-Somethings. Alle Figuren haben etwas gemeinsam: Sie sind unterwegs, sie wollen etwas erleben, sie sehnen sich – aber wonach? Ja, nach der Liebe, dem Glück, dem Abenteuer. In 119 Minuten entfaltet Regisseur Martin Gypkens langsam und leise ein Panorama der Landschaften, der Gewohnheiten, des Alltäglichen.
Die fünf Handlungsstränge sind verschieden eingefärbt, die Temperaturunterschiede der gezeigten Landschaften extrem – brütende Schwüle auf Jamaika, Schnee in Island –, doch der Seelenzustand bleibt gleich, atmosphärisch dicht, zugleich gespenstisch in der Schwebe. Möglich macht dies der faszinierend gute Schnitt des Films. Und obwohl dieses Roadmovie von Schnitten nur so wimmelt, ist es ein ruhiger, melancholischer, handlungsarmer Film.
Der Schnitt ermöglicht es, dass der Zuschauer sanft durch die episodische Struktur gleitet. Handwerklich ist der Film brillant. Banales Beispiel für den schnittigen Schnitt: Ein Paar beim Sex. Nächste Einstellung: Billardspiel, eine Kugel wird eingelocht.
Der 38-jährige Martin Gypkens hat für seinen zweiten Kinofilm fünf Kurzgeschichten der Bestsellerautorin Judith Hermann verfilmt. „Die Bücher fand ich extrem visuell und sehr filmisch. Das war der Auslöser“, meint der Regisseur im anschließenden Gespräch im prallvollen Kinosaal des Friedrichsbau. „Das Alltägliche zeigen und das ‚Dahinter’: der Versuch, Innerliches darzustellen“. Ein aufwändiges Projekt, eine „logistische Meisterleistung“, wie Gypkens selbst sagt. Obendrein prominent besetzt.
Auch die beeindruckende Schauspielerriege ist Garant dafür, dass der Film funktioniert: August Diehl, Stipe Erceg, Fritzi Haberlandt, Janek Rieke, Jessica Schwarz, Maria Simon und Wotan Wilke Möhring. Sie transportieren, vollenden, verfeinern das Konzept des Regisseurs – „die Schönheit von Traurigkeit“, wie er sagt.
Und was meinen die Zuschauer? Eine junge Frau aus den hinteren Reihen: „Ich hätt’ halt gern mal ’n Film, wenn ich ins Kino geh’, der ’n Anfang hat und ’n Ende.“ Das Ende, so gibt der Regisseur zu bedenken, bleibt offen. „Aber immerhin gibt es eines!“, fügt er schelmisch hinzu. O-Ton Gypkens: „Einfach sitzen und gucken.“ Die Lücken schließen muss der Zuschauer.
USA, Deutschland, Italien, Island und Jamaika. Das sind die Schauplätze für fünf parallel erzählte Geschichten, die unterschiedliche Figuren auf Reisen zeigen. Auf der Suche. Ein junges Paar durchquert die Vereinigten Staaten. Zwei Beziehungsgefrustete, Irene und Jonas, besuchen Freunde in Island. Zwei Freundinnen relaxen auf Jamaika. Eine Frau bändelt mit dem Lover ihrer Freundin an. Eine Frau läuft sich die Hacken wund in Venedig.
Alle diese Storys bebildern die Normalität und das Nomadentum der Um-die-30-Jährigen. So liefert der Film ein interessantes Generationenporträt der Thirty-Somethings. Alle Figuren haben etwas gemeinsam: Sie sind unterwegs, sie wollen etwas erleben, sie sehnen sich – aber wonach? Ja, nach der Liebe, dem Glück, dem Abenteuer. In 119 Minuten entfaltet Regisseur Martin Gypkens langsam und leise ein Panorama der Landschaften, der Gewohnheiten, des Alltäglichen.
Die fünf Handlungsstränge sind verschieden eingefärbt, die Temperaturunterschiede der gezeigten Landschaften extrem – brütende Schwüle auf Jamaika, Schnee in Island –, doch der Seelenzustand bleibt gleich, atmosphärisch dicht, zugleich gespenstisch in der Schwebe. Möglich macht dies der faszinierend gute Schnitt des Films. Und obwohl dieses Roadmovie von Schnitten nur so wimmelt, ist es ein ruhiger, melancholischer, handlungsarmer Film.
Der Schnitt ermöglicht es, dass der Zuschauer sanft durch die episodische Struktur gleitet. Handwerklich ist der Film brillant. Banales Beispiel für den schnittigen Schnitt: Ein Paar beim Sex. Nächste Einstellung: Billardspiel, eine Kugel wird eingelocht.
Der 38-jährige Martin Gypkens hat für seinen zweiten Kinofilm fünf Kurzgeschichten der Bestsellerautorin Judith Hermann verfilmt. „Die Bücher fand ich extrem visuell und sehr filmisch. Das war der Auslöser“, meint der Regisseur im anschließenden Gespräch im prallvollen Kinosaal des Friedrichsbau. „Das Alltägliche zeigen und das ‚Dahinter’: der Versuch, Innerliches darzustellen“. Ein aufwändiges Projekt, eine „logistische Meisterleistung“, wie Gypkens selbst sagt. Obendrein prominent besetzt.
Auch die beeindruckende Schauspielerriege ist Garant dafür, dass der Film funktioniert: August Diehl, Stipe Erceg, Fritzi Haberlandt, Janek Rieke, Jessica Schwarz, Maria Simon und Wotan Wilke Möhring. Sie transportieren, vollenden, verfeinern das Konzept des Regisseurs – „die Schönheit von Traurigkeit“, wie er sagt.
Und was meinen die Zuschauer? Eine junge Frau aus den hinteren Reihen: „Ich hätt’ halt gern mal ’n Film, wenn ich ins Kino geh’, der ’n Anfang hat und ’n Ende.“ Das Ende, so gibt der Regisseur zu bedenken, bleibt offen. „Aber immerhin gibt es eines!“, fügt er schelmisch hinzu. O-Ton Gypkens: „Einfach sitzen und gucken.“ Die Lücken schließen muss der Zuschauer.
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Freitag, 9. November 2007
„Free Rainer“, Vorpremiere
mysterox, 11:28h
Ja, nachdem Free Willy damals so toll war, habe ich mir nun die Fortsetzung angesehen: Free Rainer. Kaum fing der Film an, musste ich feststellen, dass es NICHT um Delfine (Delphinidae) ging, liebe Barbarane, sondern um die üblichen Säugetiere, die man auf Zelluloid wirken sieht, nämlich unsereiner.
Der Film startet furios. Total zugekoskt, mit einer Pulle Alkohol in der Hand, rammt Rainer (Moritz Bleibtreu) beim Ausparken einen Polizeiwagen und gibt Vollgas bei seiner Fahrt durch die Stadt. Zu Hardcore-Mucke missachtet er, der erfolgreiche Fernsehproduzent, jede Verkehrsregel – Leben auf der Überholspur.
Er ist Formatentwickler für Shows der übelsten Sorte: Deutschland sucht das Superbaby – wessen Sperma am schnellsten sein Ziel erreicht hat, darf die Kandidatin schwängern. „Unterschichten-TV“, das – auf der Jagd nach Quote – die Leute nur weiter verdummt und sogar über Leichen geht.
Bis Rainer von einer jungen Frau mit voller Absicht angefahren wird. Im Delirium sieht er sich, schwer verletzt und blutüberströmt, im Fernsehstudio liegen, alptraumhaft flackernde Bilder, und ein total debiles Publikum soll darüber abstimmen, ob er die lebensrettende OP erhält oder nicht...
Und wie das in modernen Märchen so ist, denkt Rainer um – und setzt nun alles daran, die Quote zu sabotieren, um Qualität zum Siegeszug zu verhelfen. Er lässt alles hinter sich...
…auch seinen Fernseher…
...und stellt eine Art Guerillatruppe zusammen.
Klasse: Milan Peschel als Sozialphobiker Philipp.
Ihr Plan geht auf: Auf einmal sacken die Quoten fürs Titten- und Dumpf-TV weg, arte und andere Hochkulturkanäle erleben einen kometenhaften Aufstieg, Dokus und Anspruchsvolles sind auf einmal die heißeste TV-Ware. Man spricht vom „Ende des TV-Terrors“ und von einem neuen „geistigen Frühling“...
Mehr verrate ich nicht.
Regisseur Hans Weingartner (Die fetten Jahre sind vorbei) war sehr sympathisch und auskunftsfreudig. Ihm geht diese Sch...quote mächtig auf den Senkel, das spürte man. Zugleich ist er indirekt auch davon abhängig. Gehen kaum Zuschauer in seinen Film, dürfte er es schwer haben, ein neues Filmprojekt in Angriff zu nehmen...
Besonders haarsträubend findet er, dass auch die Öffentlich-Rechtlichen sich dem Flachniveau der Privaten angeglichen haben. So gibt es seit 2001 in der ARD, so Weingartner, eine interne Richtlinie, nichts Sozialkritisches nach 20 Uhr zu senden – „die Leute wollen ja abspannen“. Schnitt.
Einen Abspann nach dem langen Dialog mit dem Regisseur gab es nicht. Zumal der arme Kerl noch nach Mitternacht Interviews über sich ergehen lassen musste. Wohlwollende Zuschauerkommentare schienen ihn aber zum glücklichsten Menschen auf Erden zu machen: „Ich sag’s halt immer: Ich liebe Freiburg“, strahlte er.
Der Film startet furios. Total zugekoskt, mit einer Pulle Alkohol in der Hand, rammt Rainer (Moritz Bleibtreu) beim Ausparken einen Polizeiwagen und gibt Vollgas bei seiner Fahrt durch die Stadt. Zu Hardcore-Mucke missachtet er, der erfolgreiche Fernsehproduzent, jede Verkehrsregel – Leben auf der Überholspur.
Er ist Formatentwickler für Shows der übelsten Sorte: Deutschland sucht das Superbaby – wessen Sperma am schnellsten sein Ziel erreicht hat, darf die Kandidatin schwängern. „Unterschichten-TV“, das – auf der Jagd nach Quote – die Leute nur weiter verdummt und sogar über Leichen geht.
Bis Rainer von einer jungen Frau mit voller Absicht angefahren wird. Im Delirium sieht er sich, schwer verletzt und blutüberströmt, im Fernsehstudio liegen, alptraumhaft flackernde Bilder, und ein total debiles Publikum soll darüber abstimmen, ob er die lebensrettende OP erhält oder nicht...
Und wie das in modernen Märchen so ist, denkt Rainer um – und setzt nun alles daran, die Quote zu sabotieren, um Qualität zum Siegeszug zu verhelfen. Er lässt alles hinter sich...
…auch seinen Fernseher…
...und stellt eine Art Guerillatruppe zusammen.
Klasse: Milan Peschel als Sozialphobiker Philipp.
Ihr Plan geht auf: Auf einmal sacken die Quoten fürs Titten- und Dumpf-TV weg, arte und andere Hochkulturkanäle erleben einen kometenhaften Aufstieg, Dokus und Anspruchsvolles sind auf einmal die heißeste TV-Ware. Man spricht vom „Ende des TV-Terrors“ und von einem neuen „geistigen Frühling“...
Mehr verrate ich nicht.
Regisseur Hans Weingartner (Die fetten Jahre sind vorbei) war sehr sympathisch und auskunftsfreudig. Ihm geht diese Sch...quote mächtig auf den Senkel, das spürte man. Zugleich ist er indirekt auch davon abhängig. Gehen kaum Zuschauer in seinen Film, dürfte er es schwer haben, ein neues Filmprojekt in Angriff zu nehmen...
Besonders haarsträubend findet er, dass auch die Öffentlich-Rechtlichen sich dem Flachniveau der Privaten angeglichen haben. So gibt es seit 2001 in der ARD, so Weingartner, eine interne Richtlinie, nichts Sozialkritisches nach 20 Uhr zu senden – „die Leute wollen ja abspannen“. Schnitt.
Einen Abspann nach dem langen Dialog mit dem Regisseur gab es nicht. Zumal der arme Kerl noch nach Mitternacht Interviews über sich ergehen lassen musste. Wohlwollende Zuschauerkommentare schienen ihn aber zum glücklichsten Menschen auf Erden zu machen: „Ich sag’s halt immer: Ich liebe Freiburg“, strahlte er.
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Mittwoch, 10. Oktober 2007
Auf der anderen Seite
mysterox, 15:32h
Yippieh! Mal wieder ins Kino - mit viel Vorfreude, schließlich geht es um nichts Geringeres als "Auf der anderen Seite", den neuen Film von Fatih Akin.
Der Titel gefällt mir vorab schon so gut, dass mir auch der Film quasi automatisch gefallen muss, fürchte ich. Zwei, drei, vier subtil miteinander verwobene deutsch-türkische Stories werden parallel erzählt. Tod, Trauer, Suche nach dem Glück - das sind die Themen.
Eine Vater-Sohn-Beziehung. Ein Mutter-Tochter-Verhältnis, nein, gleich zwei davon. Die Freundschaft zwischen einer deutschen Studentin und einer türkischen Politaktivistin.
Der Vater: ein alter Lustmolch, der zum Mörder wird. Der Sohn: ein Türke als Germanistikprofessor. Die eine Mutter: Prostituierte - und schon bald tot. Die Tochter: untergetaucht, auf der Flucht, im Knast. Undundund... Alles fein miteinander verzahnt, ohne dass alle Fragen geklärt würden. Resträtsel bleiben.
Ein sehr schöner, ruhiger, fast meditativer Film. Ganz anders als der vitale, gewaltsame, vor Hunger nach Leben strotzende "Gegen die Wand". "Auf der anderen Seite" ist ein bisschen Gegen-"Gegen die Wand".
Detailverliebtheit am Rande: Was mir sehr gut gefallen hat, war die buchstäblich angedeutete Verknüpfung der Haupterzählstränge. Der Sohn in der einen Story heißt NEJAT, die Tochter in der anderen Geschichte AYTEN - quasi Anagramme.
P.S.: Herr K. sagte: "Ich fand den Film nicht sehr gut, aber schon gut." Dauerlebenspartner D. applaudierte einem Meisterwerk und zog den Hut vor so viel großem, ruhig erzähltem Kino.
Der Titel gefällt mir vorab schon so gut, dass mir auch der Film quasi automatisch gefallen muss, fürchte ich. Zwei, drei, vier subtil miteinander verwobene deutsch-türkische Stories werden parallel erzählt. Tod, Trauer, Suche nach dem Glück - das sind die Themen.
Eine Vater-Sohn-Beziehung. Ein Mutter-Tochter-Verhältnis, nein, gleich zwei davon. Die Freundschaft zwischen einer deutschen Studentin und einer türkischen Politaktivistin.
Der Vater: ein alter Lustmolch, der zum Mörder wird. Der Sohn: ein Türke als Germanistikprofessor. Die eine Mutter: Prostituierte - und schon bald tot. Die Tochter: untergetaucht, auf der Flucht, im Knast. Undundund... Alles fein miteinander verzahnt, ohne dass alle Fragen geklärt würden. Resträtsel bleiben.
Ein sehr schöner, ruhiger, fast meditativer Film. Ganz anders als der vitale, gewaltsame, vor Hunger nach Leben strotzende "Gegen die Wand". "Auf der anderen Seite" ist ein bisschen Gegen-"Gegen die Wand".
Detailverliebtheit am Rande: Was mir sehr gut gefallen hat, war die buchstäblich angedeutete Verknüpfung der Haupterzählstränge. Der Sohn in der einen Story heißt NEJAT, die Tochter in der anderen Geschichte AYTEN - quasi Anagramme.
P.S.: Herr K. sagte: "Ich fand den Film nicht sehr gut, aber schon gut." Dauerlebenspartner D. applaudierte einem Meisterwerk und zog den Hut vor so viel großem, ruhig erzähltem Kino.
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